17. Oktober

Am 17.Oktober 1987 liess Père Joseph Wresinski auf dem Platz der Menschenrechte / Trocadero in Paris einen Gedenkstein zur „Ehre der ungekannten Opfer von Hunger, Unwissenheit und Gewalt“ legen.
1993 ernannte die UNO den 17. Oktober zum „Welttag zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung“.

(siehe www.oct17.org)

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2015

Begrüßung

Festveranstaltung in Naila / Oberfranken unter dem Motto „für eine Zukunft in Gerechtigkeit und Würde“

 Veranstalter:  f. i. t.- Projekt „Sichtbar, aber auch nicht stumm…“ in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen

Auf Einladung von Annette Rodenberg nahmen in diesem Jahr 4 Personen aus Neudorf/ Uckermark an der Festveranstaltung anläßlich des UNO – Welttages zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung teil.

Die Veranstaltung startete um 14:00 Uhr im Bonhoefferhaus mit einem Begrüßungskaffee. Nach der Begrüßung richtete der Bürgermeister von Naila Herr Frank Stumpf ein Grußwort an alle Anwesenden. Erste Begegnungen zum gegenseitigen Kennenlernen und das Vorstellen des Tagesprogramms folgten. Um die Zeit bis zum Eintreffen der geladen Politiker(rinne)n verschiedener Parteien und bis zum Beginn der Feierstunde sinnvoll ausfüllen zu können, gab es von Seiten der Veranstalter die Möglichkeit, sich an drei unterschiedlichen Workshops zu beteiligen (Singen, Theater oder Kreatives Gestalten zum Thema „Armut“) oder man nutze die Zeit, sich weiter mit Gästen und Besuchern der Veranstaltung auszutauschen.

Zu Gast waren

  • Frau Eva Bulling-Schröter, Mitglied des Bundestages (Linke),
  • Herr Klaus Adelt, Mitglied des Landtages (SPD),
  • Landrat Dr. Oliver Bär (CSU),
  • Herr Wolfgang Müller, Gemeinderat Bad Steben (Bündnis 90/ Grüne)

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Herrn Matthias Will (Frankenpost).

Die Politiker/Innen wurden aufgefordert, Stellung zu nehmen zu den Fragen der Betroffenen, die an diesem Tag, wie das an einem 17. Oktober üblich ist, selbst zu Wort kommen. Es gab 3 Komplexe für die Frage-Antwort- Runde.

  1. Wer repariert die Löcher im sozialen Netz? Wenn Menschen trotz Sozialgesetzgebung weniger als das Existenzminimum zum Leben haben.
  2. Wo ist der politische Wille zur Überwindung der Armut?
  3. Wo bleibt der Respekt für die Würde der Menschen, nicht nur in Gesetzen, sondern generell?

Die zahlreichen Fragen und Wortmeldungen waren sehr eindrücklich und gut formuliert, so dass die Politiker/Innen konkret Stellung dazu nehmen konnten.

Es wurde ein Film „Sichtbar, aber auch nicht stumm“ vorgeführt und es gab verschiedene Wort-Beiträge, unter anderem:

  • Von Schülern der Mittelschule zum Thema „Für eine Zukunft in Gerechtigkeit und Würde“,
  • von 2 Frauen, die nach Deutschland geflüchtet sind,
  • von ATD Vierte Welt in Deutschland e. V.,
  • eine Grußbotschaft vom evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
  • eine Grußbotschaft von Frau Elisabeth Scharfenberg, Mitglied des Bundestag (Bündnis 90/ Grüne)

Aufgelockert durch die musikalische Umrahmung, durch gemeinsames Singen hatte diese Veranstaltung einen sehr festlichen und würdevollen Charakter.

Frankenpost vom 20.10.2015


2014

 Berlin

141017 Welttag Kiezstube Berlin Kreuzberg P 3In der Kiezstube an der Bergfriedstraße 24 (Kastanienplatz) in Berlin-Kreuzberg kommen zwischen 17 und 19  Uhr Leuten zusammen, die in irgendeiner Weise verbunden sind mit der zweiwöchentliche  Straßenbibliothek von ATD Vierte Welt. Zeugnisse, eine Leseecke, Begegnung, Austausch, … Informationen über den Welttag und wie man mitmachen kann sind vorhanden.

«Gemeinsam mit ATD Vierte Welt-Interessierten und  Freiwilligen sowie Kindern der Straßenbibliothek aus dem Kiez bereiteten wir das Fest vor, kamen ins Gespräch zum Thema Ausgrenzung und hörten fasziniert zu, wie Barbara, die Geschichtenerzählerin, das Märchen von Schneewittchen erzählte. Froh über den guten Ausgang der Geschichte fand das Fest mit einem kleinen Kaffeetrinken und dem Lied „Die Gedanken sind frei“ sein Ende´, erzählt Eli».


 München

München, Benediktinerabtei Sankt Bonifaz

Thema: „Vorurteile

17:00 Uhr – 17:45 Uhr – Gedenkfeier in der Krypta

Begrüßung durch Vertreter von Caritas und ATD Vierte Welt

Grußwort der Stadt München: Vertreter des Oberbürgermeisters

Aufruf zum 17.Oktober: Vorlesen des Textes des Gedenksteins in verschiedenen Sprachen

Musikalische Untermalung:  Klarinettist (Ralf Wimmer)

Vorlesen der „Strophen“ von Joseph Wresinski durch:  Vertreter der „Initiative 17. Oktober“ (Caritas, Diakonie, Erzbischöfliches Ordinariat, Muslimrat, Orthodoxe Gemeinde, ATD Vierte Welt)

Stille

19:00 Uhr – 20:00 Uhr: Mitmachprogramm

Stellungnahme zu verbreiteten Vorurteilen durch Austausch zwischen Beteiligten und Moderatoren im großen Saal.

„Schreibwerkstatt“: Ausdruck zum Thema (schriftlich oder malerisch) auf den Tischdecken

Kurze Auswertung der Kommentare

20:00 Uhr – 21:00 Uhr:  gemeinsames  Essen  im großen Saal


 Naila

Solidaritätsfest am UNO-Welttag zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung
– bei uns und weltweit.

f.i.t.-Projekt „Sichtbar, aber auch nicht stumm…“

Ab 18:00 Uhr, im Saal unter der katholischen Kirche Naila, Ringstr. 14.

Dieses Projekt lädt gemeinsam mit dem Selbitzer f.i.t.-Projekt, dem VdK, dem Dekanatsausschuss und der gastgebenden katholische Pfarrgemeinde alle, die sich auch für die Überwindung von Armut und Ausgrenzung ein­setzen wollen, für den 17. Oktober 2014 zu einem öffentlichen Solidaritäts­fest ein. Ziel ist, ein klares Signal für die Achtung der Menschen­rechte der von Armut Betroffenen zu setzen. An diesem Tag, dem „UNO-Welttag zur Über­windung von Armut und Ausgrenzung“, geschieht dies Jahr für Jahr auch an vielen anderen Orten, auf allen Kontinenten und unabhängig von der Herkunft, der religiösen oder politischen Richtung …


2013

Zwischenablage01

Anlässlich des Welttags zur Überwindung der Armut am 17. Oktober 2013 trafen wir uns auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg.  Einen besseren Ort, um den Ausschluss der Ärmsten bewusst zu machen, konnten wir kaum finden. Warum?  Auf diesem Platz erinnern Bäume, Rasen und Bänke an einen kleinen Park.  Es herrscht ein buntes Treiben dort: Mütter mit ihren Kindern zwischen ärmlich gekleidete Menschen, denen das harte Leben auf der Straße ins Gesicht geschrieben steht, verweilen hier.  Auf der gegenüber liegenden Seite demonstrierten und demonstrieren noch immer Asylsuchende für ein Bleiberecht.

Wir waren eine kleine Gruppe von ca.20 Personen, die gespannt auf die Vorstellung des Obdachlosen-Theaters „Die Ratten“ waren.  Ein Wandertheater im wahrsten Sinne des Wortes. In einem kleinen, von Hand gezogenen Wägelchen sind alle Utensilien verstaut, auf einer der Parkbänke, die als Garderobe umfunktioniert wurde, verwandeln sich die Akteure mit ihren Kostümen zu einem Theatervölkchen. Ihre Bühne waren die Bäume, die Trampelpfade über den Platz und manch Fußgänger war ruck-zuck mitten drin. Das Thema ist mir gar nicht mehr so bewusst, aber die Ausdrucksstärke, die kräftigen Stimmen und ihr Spiel sind tief in meinem Gedächtnis haften geblieben.

Die Kinder der Berliner Straßenbibliothek um Claire und Stephanie breiteten auf dem Grasboden ihr gebasteltes Kunstwerk aus, das sie zum 17. Oktober allen zeigen wollten.  Die gute Tradition, Zeugnisse zu verlesen, hielten wir auch in diesem Jahr ein. Diese Zeugnisse mahnen zur Besinnung zu Ehren der Ungekannten Opfer von Hunger, Unwissenheit und Gewalt.

Mit der Vorfreude auf ein warmes Plätzchen machten wir uns anschließend auf den Weg zur nahegelegenen „Kiezstube“ am Kastanienplatz. Dort erwartete uns nicht nur eine warme Stube, sondern auch ein sehr warmer Willkommensgruß der  „Straßenbibliotheks-Kinder“.  Liebevoll hatten deren Mütter mit Hilfe von Claire und anderen Freiwilligen die Tische mit typisch türkischen und deutschen Leckereien gedeckt.

Auch an diesem 17. Oktober haben wir einige vermisst, von denen wir im Moment nicht wissen, wie gut oder anders gesagt, wie schlecht es ihnen geht.

Liebe Freunde, aus der Sicht der Betroffenen ist extreme Armut Gewalt. Wir müssen das Schweigen brechen, Wege zum Frieden finden.  Der 17. Oktober ist immer wieder ein Tag, an dem die Betroffenen gehört , ihre Botschaften weitergetragen werden, damit sie einbezogen werden in die Entscheidungen , die für sie getroffen werden. Wenn eine betroffene Frau an diesem Tag sagte, „nicht über uns, sondern mit uns sollt ihr entscheiden..“, spricht sie für so viele, deren Würde bis heute mit Füßen getreten wird.


2012

Stein 2012

Für mich war es die erste Teilnahme an den Veranstaltungen des 17. Oktober in Berlin und ich war gespannt, was ich alles erleben und erfahren werde. Um es vorneweg zu nehmen: ich war erfreut, enttäuscht und überrascht.

Erfreut war ich darüber, dass doch einige Leute gekommen waren und wir eine gemeinsame und gute Begegnung am Gedenkstein hatten. Meiner Meinung nach waren die Teilnehmer nicht nur aus den von Armut betroffenen Kreisen bei dieser Veranstaltung. Es zeigt sich, dass der Welttag zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung auch bei anderen Menschen Gehör und Anerkennung findet. Doch leider war in den Medien davon nichts zu hören. Es wurden Zeugnisse verlesen und Lieder gesungen. Natürlich wurden auch gute Gespräche geführt und es war schön, den Mitstreitern nicht nur im Haus Neudorf zu begegnen, sondern auch an diesem Ort und bei dieser Gelegenheit.

Enttäuscht war ich über den Ort, an dem sich der Gedenkstein unpassend befindet. Er liegt eingebettet in Gedenksteinen für die Opfer, die an der innerdeutschen Grenze gefallen sind. Natürlich muß man dieser Toten gedenken, dass steht außer Frage. Doch bin ich der Meinung, dass ein Gedenkstein im Sinne von Père Joseph Wresinski einen anderen Ort benötigt, zumal dieser Gedenkgarten verschlossen ist und somit nicht von den Besuchern betreten werden kann.

Nach dem Mittagessen hatte ich die Gelegenheit, das Zentrum für Gesundheit und Kultur, gegen Ausgrenzung und Armut in der Gitschiner 15 zu besuchen. Es ist bewundernswert, mit welcher Hingabe die Besucher im Haus und besonders in der Kreativ-Etage tätig sind.

Am Nachmittag wurde ein Gesprächskreis in der Heilig-Kreuz-Kirche durchgeführt. Die Grundlage der Diskussion bildete der Werdegang einer ca. 40jährigen Frau, die sich nach der Babypause beruflich mit dem „Büchertisch“ in Berlin neu orientiert hat. Diese Idee finde ich gut. Doch glaube ich, dass man diese nur in einer größeren Stadt verwirklichen kann, da die entsprechenden Nutzer und Spender vorhanden sein müssen. Außerdem bin ich der Meinung, dass zur Realisierung ein finanzieller Hintergrund bzw. ein „Ernährer der Familie“ vorhanden sein muß, zumal ausgeführt wurde, dass keinerlei Förderung oder anderweitige finanzielle Unterstützung erfolgte. Des weiteren wurde ein Projekt vorgestellt, bei welchem Armutsbetroffene unentgeltlich ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen können. Gleichzeitig besteht zu festgelegten Terminen für Wohnungslose die Möglichkeit, in diesem Objekt zu duschen und ihre Kleidung zu waschen.

In die Diskussion flossen auch persönliche Fragen und Probleme der Teilnehmer ein, die zwar vor Ort nicht restlos geklärt werden konnten, doch hatten die Teilnehmer das sichere Gefühl, ich bin nicht allein und es gibt Leute, die mir bei der Lösung helfen wollen.

Karola Sidow Mitarbeiterin Haus Neudorf e. V.


2011

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DSC00338DSC00338Das Parlament der Menschlichkeit, ATD Vierte Welt und Haus Neudorf e. V. haben auch an diesem 17. Okt. 2011 gemeinsam der Opfer von Armut gedacht. Bei schönstem Sonnenschein haben wir uns um 14:00 Uhr am Gedenkstein von Père Joseph Wresinski im Parlament der Bäume getroffen. Wir das waren ca.15 Personen aus Neudorf, Hamburg, Berlin und Umgebung.

Am Samstag im Parlament der Menschlichkeit hatten wir Zeugnisse aufgeschrieben, schon das war aufregend, sollten diese Zeugnisse doch am 17.Oktober verlesen werden, aber es war eine wirklich gute Arbeit. Zeugnisse von Menschen, die wir kennen und die in Armut leben, Schicksalsschläge, die durch ein Leben in Armut entstehen, und die Geschichten von Menschen, die trotzdem die Hoffnung behalten, weil sie nicht allein sind. Wir haben den Text auf dem Stein vorgelesen und gesungen, waren berührt von den Zeugnissen und haben uns gefreut über hoffnungsvolle Erlebnisse in unserer kleinen Gemeinschaft. Mit Heinz kam die Feier zum 125jährigen Bestehen der Obdachlosenarbeit in der Diakonie in unsere kleine Gemeinschaft und irgendwie mutete es seltsam an, dass über Obdachlosigkeit geredet wird, ohne dass Betroffene zu Wort kommen.

Gemeinsam haben wir uns dann auf den Weg nach Kreuzberg gemacht, wo ein geselliges Beisammensein geplant war. Da war Zeit zum Essen, zum Reden und zum Besser-Kennenlernen.

Der Gedenktag wurde mit einem Gottesdienst beendet. Zwei Jahre nachdem wir in der Passionskirche das Parlament der Menschlichkeit gegründet haben, haben wir mit der Gemeinde Heilig Kreuz – Passion und der Französischen Friedrichstadtgemeinde einen Gottesdienst unter Beteiligung von Pfr. Matthias Loerbroks, Französische Friedrichstadtgemeinde, dem Parlament der Menschlichkeit und Betroffenen sowie Haus Neudorf e. V. gefeiert. Im Zentrum des Gottesdienstes stand unter dem Thema: unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. I. Joh. 5,4

Ein bekannter Satz, der vielen Menschen Trost schenkt und geschenkt hat.

Auf Todesanzeigen liest man ihn häufig.
Als Hoffnungszeichen kann man ihn ungefähr so verstehen:
Unser Glaube an den, der größer ist und uns in allem Bösen bewahren wird, hilft uns die Welt, die so wie sie ist, eine verkehrte Welt ist, zu besiegen.

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Mit diesem Satz haben wir unseren 17.Otkober in Berlin beendet.


2010

Brauchen wir eine Armutspolitik?
Eine fröhliche Werkstatt zum UNO-Tag zur Armutsbekämpfung am 17. Oktober 2010 in Berlin
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Parlament der Menschlichkeit Berlin, 5. Sitzung vom 30. September 2010
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Parlament der Menschlichkeit Berlin, 4. Sitzung vom 6. Mai 2010 in der Deutsch – Arabischen Unabhängigen Gemeinde, DAUG, Berlin-Neukölln
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2009

Programm

11:00 Uhr Passionskirche am Marheinekeplatz in Kreuzberg <Wir gründen das Parlament der Menschlichkeit>

15:00 Uhr Hauptbahnhof Süd <Menschenkette gegen Gewalt in unseren Städten>

16:00 Uhr Parlament der Bäume am Schiffbauerdamm <Besinnung für die unbekannten Opfer von Hunger, Unwissenheit und Gewalt>

Liebe Kerstin,

ich möchte Zeugnis ablegen von Dir und Deinem Sohn David. Am 18. August wurde David 18. Letzten Freitag wurde er festgenommen und sitzt in Traunstein in der Untersuchungshaft. Seit fünf Jahren, Kerstin, kämpfst Du um Deinen Sohn. Vor einem Jahr, als er schon zwischen der Straße und der Notunterkunft lebte und zu einem Wochenende nach Hause kommen sollte, riefst Du überglücklich an: „Morgen kommt er! Ich backe einen Kuchen.“

Seit 5 Jahren, Kerstin, rennst Du von der Schule zum Jugendamt, von der Lehrstelle zur Bank, vom Sozialarbeiter zum Jugendrichter. Jetzt hast Du einen guten Kumpel Deines Sohnes kennen gelernt und sagst: „Das ist ein Kroate. Der arbeitet. Er hat einen guten Einfluss. Ich will mit ihm reden. Vielleicht kann er ihm helfen.“ Jetzt sagte der Arzt Dir, David sei verkommen, verwahrlost.“ „Da habe ich geweint. Aber ich gehe zur Verhandlung. Ich habe Kapseln auf Naturbasis zur Beruhigung. Aber wenn er an Handschellen hereingeführt wird – dann -?“, sagst Du.

Liebe Kerstin, lieber David, Ihr könnt der Armut keinen Namen geben, die Euch vereint und entzweit, seit Ihr gemeinsam im Frauenhaus landetet, vor 17 Jahren, seit ihr, jeder auf seine Weise, um ein Leben rennt, ein Leben lang.Ich ziehe meinen Hut ab vor Deinem Mut und Deiner Intelligenz, mit der Du, die Mecklenburgische Melkerin, Dir Verbündete schaffst in dem Münchner Milieu der Sozialarbeit, um den Menschen zu finden, der Deinem Jungen endlich den Vater ersetzen und sie Sicherheit schaffen wird, aus der er leben kann. Und ich verspreche Freundschaft, dass wir Eure Sprache finden.


2008

Grußwort

Armut hat viele Gesichter und viele Ursachen. Denn Armut ist mehr als nur Einkommensarmut. Sie bedeutet beinahe immer auch einen Mangel an Chancen auf Teilhabe und Verwirklichung.

Wenn wir in Deutschland über Armut sprechen, dann meinen wir in der Regel nicht die absolute, das physische Überleben gefährdende Armut, die wir aus anderen Teilen der Welt kennen. Wir haben bewährte und leistungsfähige Systeme sozialer Sicherung, die an vielen Stellen helfen, diese Form der Armut zu vermeiden. Mit Sozialtransfers gelingt es uns Jahr für Jahr, die Armutsrisikoquote zu halbieren.

Unser Sozialstaat wirkt. Das ist ein Erfolg, aber ausreichend ist es nicht. Wir brauchen neben unseren funktionierenden Sozialsystemen weitere Anstrengungen, vor allem hinsichtlich Bildung, Kinderbetreuung und guter Arbeit. Vor allem mehr Chancen auf Arbeit und ordentliche Mindestlöhne werden helfen, aus Armut wieder herauszukommen.

Noch immer leben unserem Land zu viele Bürgerinnen und Bürger verglichen mit Anderen, Glücklicheren, in Armut. Daran wollen wir etwas ändern. Wir wollen eine Gesellschaft, in der Freiheit des Einzelnen zählt, die auf sozialer Gerechtigkeit beruht und die in Solidarität mündet. Das ist der Dreiklang der Grundwerte, an denen unsere Politik auch ausgerichtet ist, wenn es darum geht, Armut zu bekämpfen und Risiken auf Armut vorzubeugen.

Weniger Armut ist möglich.
Gefordert ist die Politik, aber nicht nur die Politik. Auch zivilgesellschaftliches Engagement ist eine wesentliche Hilfe im Kampf gegen die Armut.

Olaf Scholz
Bundesminister
Mitglied des Deutschen Bundestages


2007

2007 jährte sich zum 20. Mal der Aufruf von Père Joseph Wresinski „Ich lege Zeugnis ab von den Ärmsten aller Zeiten“, sowie die Niederlegung eines Gedenksteines zu Ehren der „Namenlosen Opfer von Hunger, Unwissenheit und Gewalt“ auf dem Platz der Menschenrechte in Paris – Trocadero.
Aus diesem Anlass gab es in Berlin ein internationales „KunsTrotzTarmut“ Fest vom 12. bis 17. Oktober. 80 Künstler aus Russland, Polen, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Holland von 8 bis 89 Jahren zeigen ihr Leben.
Be-Sinnung am Gedenkstein im Parlament der Bäume, Menschenkette vom Hauptbahnhof zu Ehren der wehrlosen Opfer von Gewalt auf unseren Straßen. Andacht in der Französischen Friedrichstadt-Kirche, Begegnung und Kundgebung in der Heilig-Kreuz-Kirche mit Pfarrer Christian Führer, Leipzig.

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2006

Französisch-Deutsch-Polnische Jugendbegegnung vom 13. bis 18. Oktober „Was habt ihr aus euren Idealen gemacht – Dialog der Generationen über Gerechtigkeit in Europa“.
Sechzig Jugendliche sprechen mit Erwachsenen aus drei Ländern: Madame Nadia Idiri, einer Vertreterin französischer Stadtverwaltung, die selber aus der Immigration stammt, Pani Anna Sleznik, Direktorin des städtischen Altenheimes in Kielce, Polen, Frau Prof. Dr. Susanne Tiemann, KFHS Köln, Mgr. Stanislas Lalanne, Generalsekretär der französischen Bischofskonferenz, Prof. Dr. Dr. Mathias v. Oppen, Agrarwissenschaftler, Kröchlendorff (Uckermark), Pan Jerzy Stepien, Chefredakteur der Zeitschrift „Wiez“, Warschau, Herrn Ansgar Wimmer, Vorsitzender der A.-Toepfer-Stiftung, Hamburg.
Die Jugendlichen besuchen Berliner Schulen und Initiativen zur Integration sozialer und ethnischer Minderheiten.
Be-Sinnung am Gedenkstein im Parlament der Bäume, Andacht in der Französischen Friedrichstadt-Kirche mit Pfarrer Matthias Loerbroks und Kantor Kilian Nauhaus, Begegnung mit Besuchern von Berliner Tagesstätten für Wohnungslose in den Gemeinderäumen, kulinarische Verpflegung durch Besucher des Seelingtreff Berlin-Charlottenburg.


2005

Tagung in der Französischen Friedrichstadt-Kirche in Zusammenarbeit mit den Evangelischen und Katholischen Akademien in Berlin zum Thema: „Kinderarmut ist Familienarmut“. Betroffene Eltern diskutierten mit einem Praktiker der Sozialarbeit (Kinderhaus Weißensee), Juristen (KFH Köln), Mitgliedern des Bundestages (Bayern), unter der Moderation von Frau Dr.Ursula Weidenfeld, Tagesspiegel Berlin.
Be-Sinnung am Gedenkstein im Parlament der Bäume, Andacht mit Pfarrer Matthias Loerbrock in der Französischen Friedrichstadt-Kirche, gemütliches Zusammensein in den Gemeinderäumen.

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2004

Tagung in der Katholischen Akademie in Zusammenarbeit mit den Evangelischen und Katholischen Akademien in Berlin zum Thema: „Abgeschrieben? – Jugend in Ostdeutschland sucht Zukunft“.
Jugendliche aus Frankreich, Deutschland und Polen tragen ein im Sommer in Haus Neudorf erarbeitetes szenisches Spiel vor (Regie: Sylvia Wolff). Diskussion mit u.a. Frau Beate Blechinger, Justizministerin des Landes Brandenburg.
Be-Sinnung am Gedenkstein im Parlament der Bäume, Begegnung im Gemeindehaus der Friedrichstadtgemeinde, Andacht in der Französischen Friedrichstadt-Kirche.


2003

Tagung im Französischen Dom in Berlin mit den Evangelischen und Katholischen Akademien zum Thema: „Hunger im Kopf – Familienarmut und Bildung“. Betroffene Eltern aus Berlin und der Uckermark diskutieren mit Dr. Götz Doyé, Dr. U. Fegeler, M. Mörsberger, Frau Prof. Dr. S. Tiemann MdB.


2002

Veranstaltung mit der „Grundschule am Traveplatz“ in Berlin-Lichtenhain zum Thema: „Pisa und Zukunftschancen“. Vortrag von W. Steinert, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Elternrates, Theaterstück einer Schülergruppe, Austausch mit den Eltern. Besinnung im Französischen Dom gemeinsam mit den Pastoren der dortigen Gemeinden. Mitwirkung des Chores der französischen katholischen Gemeinde in Berlin. Gespräch im Bundestag mit Frau Barnett, Vorsitzende des Sozialausschusses, mit BesucherInnen des Seelingtreffs, Berlin – Charlottenburg.


2001

„Armutsbericht der Bundesregierung: von der Analyse zur Politik?“ Gesprächsrunden der parlamentarischen Gesellschaft in Berlin zwischen Mitgliedern des Sozialausschusses des Deutschen Bundestages und Mitgliedern der ATD Gruppen. Besinnung im „Raum der Stille“, Brandenburger Tor.


2000

13.-14./15. Oktober – Wochenendtagung mit der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg im A.- von-Trott Haus mit Teilnehmern aus Frankreich, Polen, Deutschland zum Thema: „Armutsbekämpfung als Aufgabe für die europäische Zivilgesellschaft“, 60 Teilnehmer, Vorträge von J. M. Bellorgey, Conseiller d’Etat, Paris, und Jerzy Stepien, Verfassungsgericht Warschau, Dr. Fritz Anhelm , Evangelische Akademie Loccum. Einweihung von Haus Neudorf in Friedenfelde, Uckermark, mit Almut Berger, Ausländerbeauftragte, und Steffen Reiche, Bildungsminister, Land Brandenburg, 200 Gäste.


1999

16./17. Oktober – Tagung mit der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg im D.- Bonhoeffer-Haus mit Teilnehmern aus Frankreich, Polen und Deutschland zum Thema: „Armut verbindet? – Auswertung der französischen Sozialgesetze von 1998 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“, 100 Teilnehmer, Vortrag von Frau Dr. Rita Süssmuth MdB, Alfred Recours, Vorsitzender, Vorsitzender des Sozialausschusses der Französischen Nationalversammlung, Frau Prof. K. Krol, Universität Posen, Polen.
Besinnung im Rahmen des Gottesdienstes der Reformierten Gemeinde Friedrichstadt im Französischen Dom.


1998

Besinnung in der Oberkirche des Französischen Doms. Ansprache von Premier Thadeusz Mazowiecki. Teilnehmer aus Polen, Deutschland, Frankreich.
Abendveranstaltung im Französischen Dom in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin: „Kultur der Solidarität ist die Seele des neuen Europa“. Vortrag von J. Homeyer, Bischof von Hildesheim. Podium mit Mme Danielle Mitterrand, Th. Mazowiecki, Bischof Homeyer und aus jedem Land eine Person, die im Namen der aus Betroffenheit dort engagierten Menschen berichtet.


1997

Das Parlament der Bäume ist wegen Bauarbeiten nicht mehr zugänglich. Besinnung am Französischen Dom. Grußbotschaft von Prof. Dr. W. Huber, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg. Teilnehmer aus Hamburg, Güstrow, Berlin, Brandenburg, Riesa, Dachau- München, Posen(Polen). Abendveranstaltung im Französischen Dom in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin: „Große Armut als Verletzung der Menschenrechte“. Vorstellung des entsprechenden Berichtes der UNO- Menschenrechtskommission, Rundgespräche von Teilnehmern mit Armutserfahrung, Dr. Frieder Wolf MEP, H.-J. Kiderlen, Präsident des Konsistoriums der Evangelischen Kirche in Sachsen-Anhalt.

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1996

Be-Sinnung am Parlament der Bäume mit Teilnehmern aus Marseille, Paris, Hamburg, Dachau-München, Berlin, Brandenburg. Ansprache von Prof. Dr. Theodor Schober, ehem.Präsident des Diakonischen Werkes in Deutschland. Abendveranstaltung im Französischen Dom in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin. Vortrag von Prof. Dr. T. Schober: „Armutsbekämpfung als Frage der persönlichen Barmherzigkeit oder der politischen Rahmenbedingungen“, Podium mit Frau Prof. Dr. H.-R. Laurien, Konrad Gilges MdB.


1995

Be-Sinnung am Parlament der Bäume mit Teilnehmern aus Belgien und Deutschland, Jugendlichen aus Nordirland, Holland, Riesa, Brandenburg. Beitrag einer Kindergruppe aus Lübbenau/Spreewald. Ansprache von Altbischof D. Gottfried Forck. Abendveranstaltung im Französischen Dom in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin. Vortrag von Mme. Simone Veil: „Armutsbekämpfung als europäische Aufgabe“. Podium mit Herrn H. v. Moltke, Generaldirektor in der Kommission der EU, Brüssel.

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1994

Be-Sinnung am Parlament der Bäume mit Teilnehmern aus Paris, Dachau-München, Hamburg, Berlin, Brandenburg. Szenisches Spiel einer polnischen Dorfschulgruppe. Ansprache von Pfr. Christian Führer, Leipzig; Grußbotschaft von S. E. Kardinal Sterzinsky. Gesprächsrunde in den Räumen des Bernhard-Lichtenberg-Hauses: „Botschaft von Familien in Armut zum Internationalen Kongress der Familien in New York“.

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1993

Be-Sinnung am Parlament der Bäume mit Teilnehmern aus Brandenburg, darunter Asylbewerber, Berlin, Hamburg, Dachau-München. Grußwort des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Gesprächsrunde in den Räumen der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen RAA: „Gerade Familien in Armut können Ausländer verstehen“.

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1992

Mai:
Ost-Westeuropäische Tagung „Große Armut, Demokratie und Menschenrechte“ im Haus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Berlin mit 100 Teilnehmern aus 15 Ländern. Einweihung des Gedenksteins zu Ehren der „Namenlosen Opfer von Hunger, Unwissenheit und Gewalt“ am Parlament der Bäume, Schiffbauerdamm. Ansprachen von Frau Prof. Dr. H-R Laurin, Frau Ingrid Stahmer, Prof. B. Geremek, Dr. Peter Leuprecht.

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17. Oktober:
Be-Sinnung am Parlament der Bäume mit Teilnehmern aus Berlin, Erfurt, Dachau-München. Botschaft nach Paris von Betroffenen und Sr. Monika Hesse von der „Suppenküche Wollankstraße“, über SFB.
Gesprächsrunde in den Räumen der Jesuitengemeinschaft Kantstraße zum Thema „Lebenserfahrung in Armut in Ost- und Westdeutschland“.adt_flyer_210x105